Interreligiöses Frauengebet im Halle (Saale) im Rahmen der Interkulturellen Woche 2020

Der Beitrag erschien zuerst auf den Seiten des Bistums Magdeburg unter dem Link https://www.bistum-magdeburg.de/aktuelles-termine/nachrichten/interreligioeses-frauengebet-2020.html

Im Dom zu Halle fand an einem sonnigen Dienstag, 29. September, im Rahmen der Interkulturellen Woche 2020 um 17 Uhr ein Abend der Gebete der Hoffnung statt. Dieses interreligiöses Frauengebet, vorbereitet und gestaltet von Frauen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen, wurde musikalisch begleitet mit spirituellen Liedern ausgesucht von Uta Lesch.

Über 70 Frauen, Männer und Kinder sind der Einladung gefolgt. Es wurden Hoffnungstexte aus der christlichen, der islamischen und der Tradition der Bahai vorgestellt. Als Botschaft an die Menschen in Halle wurden die goldenen Regeln der Weltreligionen vorgetragen, unterbrochen von Liedrufen und Mandras. Den Abschluss bildete ein gemeinsames Gebet:

„Wir kennen viele Frauen und Männer, die mit Phantasie und Mut unsere Gemeinschaft gestalten. Lasst uns mutig werden, damit wir uns hier in Halle in Frieden und in Achtung im täglichen Miteinander begegnen. In einer jeden von uns ist Leben, Licht und Liebe. Eine jede und ein jeder von uns ist Quelle der Würde und Heiligkeit. Mit unseren Körpern können wir Liebe fühlbar machen. Mit unserem Verstand können wir Glauben, Wahrheit und Gerechtigkeit erkennen. Mit unseren Herzen können wir Heilung bringen. Amen.“

Die Musikprofessorin Uta Lesch sorgte mit Gitarrenbegleitung für die musikalische Untermalung mit Liedern aus verschiedenen religiösen Kontexten, z.B. „Shalom Halleluja“, „I am one“, und vieles mehr.

Anschließend gab es die Möglichkeit für Gespräche und Begegnung. Wo sonst gibt es die Gelegenheit des Zusammentreffens einer Ordensschwester mit einer gläubigen Muslima, die sich hier intensiv austauschten. Wie geht es weiter mit der liberalen Synagogengemeinde in Halle? Und natürlich war auch das Jahresgedenken des Attentats vom 9. Oktober in Halle und die Aufforderung, sich nicht spalten zu lassen, hier Gesprächsthema.

Mitgeben wollten die Initiatorinnen allen Besuchern eine Botschaft an die Menschen in Halle, mit der wir hier enden wollen: „Seht einander an. Zeigt Interesse an Menschen, die anders sind. Sagt heute Euch unbekannten Menschen ein freundliches Wort oder kommt miteinander ins Gespräch. Nehmt einander an. Das wird Halle schöner machen!“

„Wie im Himmel“

Innenraum der Petruskirche

Am Johannistag (24. Juni) fand in der Petruskirche auf dem Felsen über der Saale die „7. Nacht der spirituellen Lieder“ statt. Weil man so ein Event eigentlich nicht beschreiben kann, hier ein paar Bildeindrücke.

Der Herzlicht-Singkreis, eine offene Vereinigung von Menschen, die gern spirituelle Gesänge singen, lud unter der Leitung von Uta Lesch zum Mitsingen ein. Im Wechselgesang, manchmal auch im Kanon, sangen wir Lieder auf deutsch, englisch und französisch (v. a. Taizé-Gesänge), aber auch auf hebräisch, arabisch, indisch, Suaheli und in der Irokesen-Sprache. Von ruhig-meditativ bis lebhaft und bewegt reichte die Liederpalette, teilweise mit viel Trommelunterstützung. „Die Hausmusik“ unter Ulf Zschille sang und spielte für uns u. a. ein jiddisches Lied und mit „MissKlang“ wurde eingeladen zum Tönen im Kreis – „wie im Himmel“, wenn Ihr euch an den Film oder das Theaterstück erinnert.

Die Texte konnten wir alle mit nach Hause nehmen, nur schade, dass die Melodien nicht im Gedächtnis hängenbleiben. Das gemeinsame Singen, das sich an Gott, wie immer wir ihn / sie ansprechen, richtet, verändert uns Singende, unsere Herzen und Seelen und schafft Gemeinschaft. Nicht Gott braucht uns, wir brauchen ihn / sie. So konnten wir gemeinsam singen “ Möge Heilung geschehn.“ Das wünsche ich Euch und uns allen.

Frauenwallfahrt zum Kloster Helfta

„Brücken schütten Gräben nicht zu, ebnen Unterschiede nicht ein, schaffen Hindernisse nicht weg, erkennen Trennendes an und ermöglichen dennoch Begegnung“ (Peter Ganzert)

Hier mein Pilgerbericht (obwohl ich erst am Abend dazukam):

Am Freitag, dem 9. Juni, machten sich 12 Frauen aus Halle zu Fuß auf den Weg zum Kloster Helfta (Eisleben). Dort fand am 10. Juni die 23. Frauenwallfahrt des Bistums Magdeburg statt, organisiert von den Halleschen Frauen der KFD (Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands). Im Jahr des Reformationsgedenkens lautete das Thema der Wallfahrt „Wenn Frauen sich trauen, Brücken zu bauen“. Der Weg führte die Frauen in kleine Kirchen am Weg, in denen jeweils eine Pilgerandacht gehalten wurde, zu einer Farbe des Regenbogens. Der Regenbogen als Brücke zwischen Gott und den Menschen: „Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde“ sagte Gott zu Noah (1 Mose 9, 13). Die letzte Station bildete das „Lebendige Labyrinth“ in der weitläufigen Klosteranlage in Helfta. In Anlehnung an das Labyrinth der Kathedrale von Chartres wurde hier ein Gartenlabyrinth aus verschiedenen Heil- und Heckenpflanzen angelegt und liebevoll gepflegt. Die Mitte bildet ein Pavillon aus Buchenblättern. Jetzt im Juni stehen die Pflanzen in voller Blüte, man wird durch Duft und das Summen von Bienen und Hummeln eingehüllt.  

Am Folgetag trafen etwa 400 Frauen und einige Männer nicht nur aus Sachsen-Anhalt, sondern u. a. aus dem Eichsfeld, Berlin und München zu Wallfahrt ein. Den Gottesdienst hielt Probst Hentschel aus Halle, der als einziger Mann zwischen den Frauen am Altar stand. In den Texten hörten wir ausnahmslos von starken Frauen aus der Bibel: von Rut und Naomi (Rut 1, 7 – 19) sowie der Syrophönizierin, die Jesus um Hilfe für ihre kranke Tochter bat (Mk 7, 24 – 30). Am Ende des Gottesdienstes wurde die neue geistlich-theologische Leiterin der KFD vorgestellt und begrüßt, Frau Rebekka Gewandt. Als Geschenk erhielt sie – wie kann es anders sein – eine Bibel in gerechter Sprache.

Im anschließenden Zwischenprogramm lernten wir im Reformationsjahr die Nürnberger Äbtissin Caritas Pirckheimer (1467 – 1532) kennen, die als erste Brückenbauerin der Ökumene gilt. Kein Geringerer als Philipp Melanchthon sollte sie überzeugen, zu den Reformatoren überzutreten. Die kluge und hochgebildete Frau stimmte der Reformation in vielen Punkten zu, wollte aber ihrengewählten Lebensweg nicht verlassen. Sie argumentierte mit Luthers Argumenten: Freiheit des Gewissens und der Absage an Zwang und Gewalt. Mit Melanchthons Erlaubnis durfte sie ihr Kloster im protestantischen Nürnberg weiterführen und wurde damit eine Botschafterin für Toleranz und Glaubensfreiheit.

Um Brückenbauen und Frauenpower ging es auch bei den weiteren thematischen Angeboten des Tages: eine Brücke zwischen Wallfahrt und Alltag durch kreatives Gestalten eines Steines oder eine Brücke zum Fremden: durch den Besuch der Frauen aus dem Flüchtlings-Frauenhaus in Halle (unter ihnen Adile, die bei unserem letzten Picknick dabei war). Für diese wurden Spenden gesammelt, zur Anschaffung von Fahrrädern. Kleiner Wermutstropfen: es gab zum Mittagessen Nudeln mit Wurstgulasch. Die Klosterküche hatte nicht daran gedacht, für die muslimischen Frauen ein Essen ohne Schweinefleisch zuzubereiten (auch nicht für Vegetarierinnen). Die „Brücke zu den Konfessionen und Religionen“ wurde durch zwei Ausstellungen im Kloster geschlagen: „Reformationsgedenken im Kloster Helfta“ und „Welt-Frieden – Welt-Ethos“. Beide Ausstellungen sind noch längere Zeit zu besichtigen.

Für alle, die es noch nicht kennen: Das Kloster Helfta, direkt an der B80 gelegen, gehört zu den herausragenden Stätten auf der Straße der Romanik. Nach seiner Gründung im Jahr 1229 entwickelte es sich zu einem Zentrum der Mystik, die berühmten Mystikerinnen Mechthild von Magdeburg, Mechthild von Hakeborn und Gertrud die Große lebten hier. In einer Zeit, in der Frauen zunehmend die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verwehrt wurde (zu den neugegründeten Universitäten hatten Frauen keinen Zugang), griffen diese gebildeten und selbstbestimmten Frauen mit ihren Schriften in die gesellschaftliche Diskussion ihrer Zeit ein. Während der Reformation und des Bauernkrieges begann der Niedergang des Klosters. Die Gebäude gingen durch die Hände verschiedener Besitzer und wurden hauptsächlich für landwirtschaftliche Zwecke genutzt, zuletzt in der DDR als LPG. Nach der Wende wurde das Kloster mit Spendengeldern vom Bistum Magdeburg zurückgekauft und seit 1998 Schritt für Schritt restauriert. Noch heute warten einige Gebäude auf ihre Sanierung. Seit Sommer 1999 leben wieder Ordensschwestern in Helfta (Zisterzienserinnen). Heute lädt das Kloster als Ort der Stille und Besinnung nicht nur Christen zum Verweilen ein. Auch bei Besuchern der Stadt Eisleben sind das Hotel und Tagungshaus beliebt, nicht zuletzt wegen der weitläufigen Gartenanlage mit dem „Lebendigen Labyrinth“. Wir sollten einmal zu einem gemeinsamen Besuch dorthin fahren.

Noch eine kleine Geschichte zum Schluss: Während der Flüchtlingskrise nahmen die Schwestern in Helfta mehrere Flüchtlingsfamilien in ihren Häusern auf, das Hotel wurde zeitweilig geschlossen. Die Familien sagten: „Wir freuen uns immer, wenn bei Ihnen die Glocken läuten. Dann wissen wir, dass Sie jetzt zum Beten gehen und wenden uns auch zum Gebet gen Mekka.“ Glockenläuten als interreligiöse Einladung zum Gebet – ein schöner Gedanke.


 

 

 

 

„One god“ – Konzert zu den Händelfestspielen

Die Marktkantorei und der Kammerchor des Unichores Halle

Musik aus drei Kulturen als interreligiöses Gebet

Im Programm der Händelfestspiele liest es sich so: „Ein interreligiöses Projekt der abrahamitischen Weltreligionen. Musik aus dem Judentum, Christentum und Islam vom Mittelalter bis zum Barock“. Das Konzert am Abend des 31. Mai in der Konzerthalle (Ulrichskirche) in Halle war sicher eine der schönsten Aufführungen und hat mich wie viele andere tief bewegt. Unter der Leitung von Mehmet C. Yeşilçay (Istanbul), der gleichzeitig die Ud, eine orientalischen Kurzhalslaute, spielte, sangen zwei Hallesche Chöre, das deutsch-türkische Pera-Ensemble und zwei Sängerinnen (Katja Stuber/Darmstadt und Michal Elia Kamal/Tel Aviv) Werke der „tres culturas“: von Hildegard von Bingen, dem kastilischen König Alfons dem Weisen, Pachelbel und Händel wie auch traditionelle hebräische Lieder und Sufigesänge. Und im Mittelpunkt die Musik des Wojciech Bobowski aus Lemberg, der von den Tataren verschleppt wurde und fast sein ganzes Leben in Konstantinopel verbrachte. Seine Musik ist ein echtes Bindeglied der Kulturen.

Die ausführliche Rezension eines begeisterten Konzertbesuchers gibt es hier.

Das Anliegen von Herrn Yeşilçay lässt sich ganz kurz zusammenfassen:  Alle diese Musik hat einen und denselben Adressaten: the One God, wie auch der Titel des Konzerts lautete. So unterschiedlich sie auch ist, die Musik ist eine Brücke der Kulturen und Religionen, über die wir alle gehen können.

Hinweise und Ankündigungen

Hier könnt ihr veröffentlichen, was Ihr an Informationen für alle Frauen unseres Dialogs und alle Leser bereitstellen möchtet. Bitte als Kommentar schreiben, er wird dann von uns freigeschaltet.

Die bei mir eingegangenen Infos veröffentliche ich als Beispiel.

Ramadan – der segensreiche Monat

Es war im Ramadan, im 9. Monat des muslimischen Mondkalenders, als der Erzengel Gabriel, Friede sei auf ihm, den Propheten Muhammad (s.a.s -Friede und der Segen Gottes auf ihm) in einer Höhle in Mekka aufsuchte, um ihm die ersten Verse des Qur’an zu übermitteln (s. Qur’an- Sure 96:Verse 1-5).

Ramadan gilt für die Muslime als der Monat der göttlichen Offenbarungen. So sollen nach muslimischem Glauben auch die anderen heiligen Schriften im Monat Ramadan an die Propheten Abraham, David, Moses und Jesus (Friede sei mit ihnen allen) offenbart worden sein.

Aus diesem Grunde fasten die Muslime weltweit im Monat Ramadan, um sich an die Offenbarung zu erinnern und Gott näher zu kommen.

Dieses rituelle Fasten stellt die vierte der fünf Säulen des Islam dar. Ab Erlangung der Geschlechtsreife gilt der Muslim als mündig und hat die religiöse Pflicht vor Gott, das fünfmal tägliche rituelle Gebet zu verrichten und einmal im Jahr den Fastenmonat Ramadan zu begehen, sofern keine gesundheitlichen Gründe dagegen sprechen.

So sind Schwangere, Stillende, Menstruierende und Kranke von der Pflicht des Fastens befreit. Sie können die Fastentage zu einer anderen Zeit im Jahr nachholen oder falls dies nicht möglich ist, eine „Fidya“ leisten, das bedeutet, einen Armen für jeden nichtgefasteten Tag zu speisen (s. Qur’an Sure 2: Verse 183-187).

Während des Fastens enthalten sich die Muslime des Essens, Trinkens und Geschlechtsverkehrs – von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang.

Doch es fastet nicht nur der Magen… der ganze Mensch mit Körper, Geist und Seele befindet sich im Fastenzustand.

So enthält sich die Zunge schlechten Geredes oder übler Nachrede; man verzichtet auf schlechte Worte.

Die Augen, Ohren, Hände, Füße fasten, indem sie sich von Orten mit negativen Einflüssen auf Seele und Körper fernhalten.

Stattdessen ist man bemüht ständig Gottes zu gedenken („Dhikr“), aus dem Qur’an zu rezitieren und sich mit Bittgebeten an Ihn zu wenden. Ein Monat der Rückkehr zu Gott…

Das Herz ist bemüht sich zu reinigen, indem es verzeiht, noch bestehenden Streit schlichtet, sich an die Verwandten und Freunde erinnert, an die es lange nicht gedacht hat und diese Verbindungen wieder pflegt oder auffrischt.

Somit ist  Ramadan auch ein Monat der Reinigung und Läuterung.

Durch das gemeinsame Fastenbrechen und der besonderen Gebete in der Nacht ist es ein Monat der Gemeinschaft.

Es ist ein Monat der Reue und Vergebung, der Liebe und der Dankbarkeit.

Der Prophet Muhammad (s.a.s.) sagte: „Wenn Ramadan kommt, werden die Tore des Paradieses geöffnet.“ (Bukhari)
 
 
Allah(=Gott) (erhaben sei Er) sagt: „Jede (gute) Tat, die der Sohn Adams begeht, ist für ihn selbst (vorteilhaft). Nur das Fasten begeht er Meinetwegen und die Belohnung dafür wird nach Meinem Ermessen gemacht. (…)“ (Bukhari)
 
Quellen: Koranerläuterung „Tasfir Al-Quran Al-Karim“ von Muhammad ibn Rassoul, Islamische Bibliothek, Sure 2, Verse 183-187 ; islam.de – Ramadan 2017 -Warum fasten Muslime?

Kirchentag auf dem Weg in Halle

Beam me up, Scotty

Was assoziiert ein anglikanischer Bischof mit „Himmelfahrt“? Dass sein kleiner Sohn fälschlicherweise immer „beat me up…“ gesagt hat? Oder ist die Geschichte des Jesus von Nazareth für seine Freunde eine mit falschem Ende, so als würde am Ende Rotkäppchen von der Großmutter gefressen? Solche und ähnliche Fragen wurden in der sehr kurzweiligen Predigt von Bischof Nick Baines aus Leeds (GB), Fan des FC Liverpool, gestellt. Sein Fazit: Himmel und Erde sind 2 Dimensionen derselben Realität. „Himmel“ kommt auf die Erde und Kirche soll „zuversichtliche Christen“ wachsen lassen, die die Zuversicht in der Welt und in der Gesellschaft stärken: durch „loving, living and learning“.

Zum 500jährigen Reformationsgedenken fand am 25. Mai der erste ökumenische Himmelfahrtsgottesdienst in Halle statt, an dem unzählige Menschen verschiedener Konfessionen und Kulturen teilnahmen. Zur Eröffnung las OB Bernd Wiegand ein Kapitel aus der Bibel: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde“ (Offenbarung 21). Bei der anschließenden Nacht „Kultur in den Höfen“ begegneten wir u. a. den „Frauen der Reformation“ in Hof des Stadtmuseums und den Musikern der „arabischen Oase“ auf dem Uniplatz.

Wallfahrt nach Mekka. Eine Reise ins Zentrum des Islam

„Gott ist schön und liebt das Schöne“

Vorhang und Schmuck der Kaaba

 Vom 5. Mai bis 31. Oktober 2017 ist im Stadtmuseum in Halle Gr. Märkerstr. 10, eine wunderschöne Ausstellung über die Wallfahrt nach Mekka zu sehen. Gefördert wurde die Ausstellung über das Internationale Islamische Stiftungswerk – Bildung und Kultur (IISW) unter ihrem Präsidenten Nadeen Elyas. Der gebürtige Mekkaner, der seit vielen Jahrzehnten in Deutschland lebt, hat von unzähligen Reisen eine Unmenge schöner und seltener Exponate mitgebracht, die teilweise in dieser Vollständigkeit noch nie außerhalb Mekkas gezeigt wurden. Sie repräsentieren seine „Sehnsucht nach Mekka“, wie er die Ausstellung gern genannt hätte.

Mit der Ausstellung bietet sich für die meisten Besucher ein Einblick in eine Welt, die er / sie nie selbst besuchen kann. Denn Mekka, die heilige Stadt des Islam, steht bis heute nur muslimischen Pilgern offen und ist für Touristen verschlossen. Umso bedeutsamer sind die Exponate, die man hier betrachten kann: Vorhang (Kiswa) und Schmuck (Banderole und Kandeln) der Kaaba, des zentralen Heiligtums des Islam. Diese werden jährlich erneuert und dann weitergegeben, vorrangig an das saudische Königshaus. Die jetzt in Halle ausgestellten, mit goldgestickter Kalligrafie geschmückten Tücher aus schwarzer Seide bedeckten die Kaaba im Jahr 2013, bevor sie in den Besitz des Stiftungswerks gelangten. Diese Kunstwerke arabischer Kalligrafie sollen die „Schönheit des Wortes Gottes“ zeigen. Sie zu bewundern lohnt allein schon den Besuch im Halleschen Stadtmuseum. Ausgehend von den Pilgerreisen im Judentum, Christentum und Islam wird die Wallfahrt nach Mekka als „Höhepunkt des islamischen Lebens“ dargestellt. Die Intention dabei ist nach Aussage des

Frau Jane Unger bei der Eröffnung

Kurators Felix Bachmann, die Besucher auf eine „kleine Wallfahrt“ mitzunehmen. Thematisiert werden Kleidung, Nahrung, Transportmittel, Reiserouten und auch Krankheiten der Pilger. Durch viele zum Teil noch nie gezeigte Fotografien liegt der Fokus auf dem 19. Jahrhundert, aber auch die Moderne kommt nicht zu kurz. Der Weg der Ausstellung führt den Betrachter bis zur Kaaba, repräsentiert durch den bereits beschriebenenSchmuck. Eine Station auf dem Weg ist Aleppo, das schon im 18./19. Jahrhundert von Halle aus bereist wurde und heute eine zerstörte Stadt ist.

Die Direktorin des Stadtmuseums, Frau Jane Unger, stellte die Ausstellung in den Kontext der Aufklärung in Halle. Christian Wolff, in dessen Haus sich heute das Stadtmuseum befindet, und Christian Thomasius (beide 17. Jhd.) schufen die Grundlagen für die spätere Islam- und Orientalistikforschung an der Halleschen Universität. Im Sinne der Aufklärung bildet die Religionsfreiheit eine Säule unserer Demokratie, was das Recht auf freie Religionsausübung wie auch das Recht, keiner Religion anzugehören, gleichermaßen einschließt. Aufgabe der Ausstellung ist deshalb die Förderung des interkulturellen Dialogs und der Toleranz. Die Grundlage hierfür bildet die Vermittlung von Wissen und Kenntnissen über fremde Kulturen, in diesem Fall über den Islam. Frau Unger möchte die „Beschäftigung mit dem Islam zu einer intellektuellen Sternstunde“ werden lassen. Diesem Anliegen dient auch das umfangreiche Begleitprogramm mit Vorträgen, Führungen und Filmvorführungen sowie Angeboten für Schulklassen. Das Stadtmuseum Halle in der Großen Märkerstr. 10 ist von dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr geöffnet, die Ausstellung ist durchgängig auf deutsch und arabisch gehalten.

Einige Frauen vom Interreligiösen Dialog nahmen an der Eröffnung der Ausstellung teil und planen für alle Interessierten einen gemeinsamen Besuch mit kompetenter Führung durch die muslimischen Frauen, am besten zusammen mit der zeitgleich gezeigten Ausstellung „Frauen der Reformation“. Der Termin (wahrscheinlich nach der Sommerpause) wird rechtzeitig bekanntgegeben.