„Gott ist schön und liebt das Schöne“

Vorhang und Schmuck der Kaaba
Vom 5. Mai bis 31. Oktober 2017 ist im Stadtmuseum in Halle Gr. Märkerstr. 10, eine wunderschöne Ausstellung über die Wallfahrt nach Mekka zu sehen. Gefördert wurde die Ausstellung über das Internationale Islamische Stiftungswerk – Bildung und Kultur (IISW) unter ihrem Präsidenten Nadeen Elyas. Der gebürtige Mekkaner, der seit vielen Jahrzehnten in Deutschland lebt, hat von unzähligen Reisen eine Unmenge schöner und seltener Exponate mitgebracht, die teilweise in dieser Vollständigkeit noch nie außerhalb Mekkas gezeigt wurden. Sie repräsentieren seine „Sehnsucht nach Mekka“, wie er die Ausstellung gern genannt hätte.
Mit der Ausstellung bietet sich für die meisten Besucher ein Einblick in eine Welt, die er / sie nie selbst besuchen kann. Denn Mekka, die heilige Stadt des Islam, steht bis heute nur muslimischen Pilgern offen und ist für Touristen verschlossen. Umso bedeutsamer sind die Exponate, die man hier betrachten kann: Vorhang (Kiswa) und Schmuck (Banderole und Kandeln) der Kaaba, des zentralen Heiligtums des Islam. Diese werden jährlich erneuert und dann weitergegeben, vorrangig an das saudische Königshaus. Die jetzt in Halle ausgestellten, mit goldgestickter Kalligrafie geschmückten Tücher aus schwarzer Seide bedeckten die Kaaba im Jahr 2013, bevor sie in den Besitz des Stiftungswerks gelangten. Diese Kunstwerke arabischer Kalligrafie sollen die „Schönheit des Wortes Gottes“ zeigen. Sie zu bewundern lohnt allein schon den Besuch im Halleschen Stadtmuseum. Ausgehend von den Pilgerreisen im Judentum, Christentum und Islam wird die Wallfahrt nach Mekka als „Höhepunkt des islamischen Lebens“ dargestellt. Die Intention dabei ist nach Aussage des

Frau Jane Unger bei der Eröffnung
Kurators Felix Bachmann, die Besucher auf eine „kleine Wallfahrt“ mitzunehmen. Thematisiert werden Kleidung, Nahrung, Transportmittel, Reiserouten und auch Krankheiten der Pilger. Durch viele zum Teil noch nie gezeigte Fotografien liegt der Fokus auf dem 19. Jahrhundert, aber auch die Moderne kommt nicht zu kurz. Der Weg der Ausstellung führt den Betrachter bis zur Kaaba, repräsentiert durch den bereits beschriebenenSchmuck. Eine Station auf dem Weg ist Aleppo, das schon im 18./19. Jahrhundert von Halle aus bereist wurde und heute eine zerstörte Stadt ist.
Die Direktorin des Stadtmuseums, Frau Jane Unger, stellte die Ausstellung in den Kontext der Aufklärung in Halle. Christian Wolff, in dessen Haus sich heute das Stadtmuseum befindet, und Christian Thomasius (beide 17. Jhd.) schufen die Grundlagen für die spätere Islam- und Orientalistikforschung an der Halleschen Universität. Im Sinne der Aufklärung bildet die Religionsfreiheit eine Säule unserer Demokratie, was das Recht auf freie Religionsausübung wie auch das Recht, keiner Religion anzugehören, gleichermaßen einschließt. Aufgabe der Ausstellung ist deshalb die Förderung des interkulturellen Dialogs und der Toleranz. Die Grundlage hierfür bildet die Vermittlung von Wissen und Kenntnissen über fremde Kulturen, in diesem Fall über den Islam. Frau Unger möchte die „Beschäftigung mit dem Islam zu einer intellektuellen Sternstunde“ werden lassen. Diesem Anliegen dient auch das umfangreiche Begleitprogramm mit Vorträgen, Führungen und Filmvorführungen sowie Angeboten für Schulklassen. Das Stadtmuseum Halle in der Großen Märkerstr. 10 ist von dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr geöffnet, die Ausstellung ist durchgängig auf deutsch und arabisch gehalten.
Einige Frauen vom Interreligiösen Dialog nahmen an der Eröffnung der Ausstellung teil und planen für alle Interessierten einen gemeinsamen Besuch mit kompetenter Führung durch die muslimischen Frauen, am besten zusammen mit der zeitgleich gezeigten Ausstellung „Frauen der Reformation“. Der Termin (wahrscheinlich nach der Sommerpause) wird rechtzeitig bekanntgegeben.
- Dr. Nadeen Elyas
- Zwei Kandeln
- Die Kaaba (Foto)
- Beschreibung der Ausstellungsstücke
- Aleppo gestern und heute





