Die Stadt Toledo im Herzen Spaniens ist wie wenige andere Städte von den drei Weltreligionen geprägt. Über Jahrhunderte lebten hier Juden Christen und Muslime zwar nicht spannungsfrei, aber friedlich und tolerant zusammen, ihren Spuren begegnet man auf Schritt und Tritt.

Toledo, im 2. Jhd. v. Chr. als römische Stadt gegründet, war die Hauptstadt des westgotischen Königreichs, bis es 712 von den Mauren erobert wurde. Seine Blütezeit erlebte Toledo zur Zeit des Kalifats von Cordoba (929 – 1031) und danach als Hauptstadt des Königs von Kastilien (im Jahr 1085 wurde die Stadt durch den christlichen König Alfons VI. erobert). Hier befand sich u. a. die Übersetzerschule, in der antike Schriften aus dem Griechischen über Arabisch ins Latein übersetzt und damit für Mitteleuropa verfügbar gemacht wurden. Toledo wurde zu einem Zentrum der Wissenschaft, Kunst und Kultur.

Zu Beginn der Neuzeit wurde dieses „goldene Zeitalter“ durch Ignoranz und Intoleranz beendet: Königin Isabella von Kastilien verfügte im 1492 im „Alhambra-Edikt“ die Vertreibung der Juden aus ganz Spanien. Die Stadt Toledo verlor damit ein Fünftel ihrer Bevölkerung, darunter Wissenschaftler, Ärzte und Handwerker. 10 Jahre später traf die Muslime dasselbe Schicksal. Damit begann das dunkle Kapitel der spanischen Inquisition. Die Zeit der Toleranz von islamischer Seite war bereits seit 1086 mit der Eroberung von Al-Andalus durch Sultan Yusuf und die Almoraviden (einer fundamentalistischen Sekte, die wie der Daesh agierte) beendet.

Für uns ist das Toledo des Mittelalters ein Symbol für Toleranz und Gemeinsamkeit im Zusammenleben der drei abrahamitischen Weltreligionen.